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Nirgendwo in Afrika

Rezensionen

Aus der Amazon.de-Redaktion

Nirgendwo in Afrika, Caroline Links Verfilmung von Stefanie Zweigs gleichnamigem autobiografischen Roman, ist eine Demonstration, der deutschen Filmindustrie genauso wie seiner jungen, vom Erfolg verwohnten Regisseurin. Beide wollen sie den Beweis erbringen, dass grosse, epische Filme, in denen sich Abenteuer und Anspruch, Ambition und Exotik nicht widersprechen, auch in Deutschland und nicht nur in Hollywood entstehen konnen. Und so ist Nirgendwo in Afrika erst einmal ein barocker Entwurf, eine Antwort auf Sydney Pollacks modernen Klassiker Jenseits von Afrika. In beiden Filmen steht eine Frau im Mittelpunkt, die unvorbereitet nach Afrika kommt und dort gezwungen ist, an sich selbst und dem fremden, oft auch abweisenden Land zu wachsen. Nur wird dieser Prozess der langsamen Selbstfindung im Exil hier noch durch den morderischen Wahnsinn der deutschen Geschichte kompliziert.
Der judische Anwalt Walter Redlich (Merab Ninidze) hat es 1937 noch rechtzeitig geschafft, aus Deutschland herauszukommen. Als er ein Jahr spater als Verwalter einer Farm in Kenia wieder etwas Fu? gefasst hat, lasst er seine Frau Jettel (Juliane Kohler) und seine funfjahrige Tochter Regina nachkommen. Wahrend das weite neue Land fur das Madchen einfach nur ein zauberhaftes Reich ist, das es zu entdecken gilt, kann ihre Mutter sich nicht damit abfinden, was sie durch das Exil verloren hat. Der schwarze Kontinent stosst sie ab, und ihre ungewohnte Lebenssituation macht sie unzufrieden. Wie in Stefanie Zweigs Roman ist auch in der Verfilmung Regina die Erzahlerin. Caroline Link schaut durch die Augen des Madchens auf das Land und seine Menschen, deren von Staunen und Neugier gepragter Blick gibt ihre Sicht vor. So sind Gernot Rolls Einstellungen auf eine fur das Kino typische Art pittoresk und exotisch, zugleich wirken sie aber auch neu und ungewohnt. Auf der Ebene der Bilder gelingt Caroline Link ein eindrucklicher Balanceakt, den sie auch auf der Ebene der Erzahlung zu wahren versucht. Nur verliert sie dort immer wieder das Gleichgewicht. Regina ist zwar ihre Erzahlerin, aber das eigentliche Augenmerk der Filmemacherin gilt Jettel, die zunachst nur aus Afrika weg will und schliesslich, als es so weit ist, gar nicht mehr fort mochte. Mit dieser doppelten Perspektive, die auch zwei ganz unterschiedliche Reaktionen auf das Exil offenbaren soll, wagt Caroline Link einen packenden Gang auf einem filmischen Drahtseil, dem Nirgendwo in Afrika zweifellos seine gelungensten Momente verdankt. Aber um nicht abzusturzen, muss die Regisseurin und Drehbuchautorin immer wieder auf Vereinfachungen zuruckgreifen. Letztlich formt sie weder Jettels noch Reginas Figur ganz aus. So haftet beiden etwas Klischeehaftes an, das auch Juliane Kohler und die beiden Darstellerinnen des Madchens, Lea Kurka spielt die funfjahrige Regina, Karoline Eckertz spater dann die Jugendliche, nicht ausgleichen konnen. --Sascha Westphal -- Dieser Text bezieht sich auf eine andere Ausgabe: DVD.

Video Jakob Kurzinhalt

Die judische Familie Redlich emigriert 1938 nach Kenia, wo der Anwalt Walter Redlich als Verwalter auf einer Farm arbeitet. Wahrend Ehefrau Jettel, Tochter aus gutburgerlichem Hause, sich nur schwer an das neue Leben gewohnt, bluht ihre einst schuchterne Tochter Regina formlich auf. Als der Krieg endlich zu Ende ist, wird Walter eine Anstellung als Richter in Frankfurt angeboten. Aber nach all den Jahren, in denen sie das Leben in Kenia schatzen gelernt haben, ist es fraglich, ob Jettel und Regina ihn zuruck nach Deutschland begleiten.

DVD & Video Report

Nach dem autobiografischen Roman von Stefanie Zweig entstandenes Afrika-Epos uber eine deutsche Familie, die sich 1938 in einer fremden Welt zurecht finden muss.

VideoWoche

1938 gelingt es dem jungen judischen Anwalt Walter Redlich, sich von Deutschland nach Kenia abzusetzen. Gemeinsam mit seiner Frau Jettel und Tochterchen Regina will er sich dort als Verwalter einer Farm eine bescheidene Existenz aufbauen. Wahrend Regina schnell Anschluss und Freunde findet, kann ihre verwohnte Mutter in der neuen Heimat, in der ein Kanister Wasser mehr Wert besitzt als Mei?ener Porzellan, nur schwer Fuss fassen. So wird die ohnehin angeschlagene Beziehung zwischen Walter und Jettel auf eine harte Probe gestellt... Autorin und Regisseurin Caroline Link hat nach dem Oscar-nominierten 'Jenseits der Stille' und der Kastner-Verfilmung 'Punktchen und Anton' mit ihrem dritten Film die bislang reifste Arbeit vorgelegt. In der Hauptrolle zeigt die Adaption von Stefanie Zweigs autobiografischem Bestseller Juliane Kohler, die in ihrer sproden Schonheit ausserst uberzeugend wirkt. Die guten Nebendarsteller, der tolle Soundtrack sowie versiert umgesetzte Trickszenen machen das Drama zu einem Tipp fur Fans aufwandig inszenierter Literaturverfilmungen.

Blickpunkt: Film

Mit ihrem dritten Spielfilm vollzieht Caroline Link den faszinierenden Schritt von der Geschichtenerzahlerin zur Filmemacherin: Ihre Verfilmung des autobiografischen Romans von Stefanie Zweig uber eine judische Familie, die 1938 von Deutschland nach Afrika auswandert und lernen muss, die neue Heimat und interne Spannungen zu bewaltigen, atmet die gleiche Warme und Empathie wie ihre Vorganger 'Jenseits der Stille' und 'Punktchen und Anton', teilt sich aber vor allem mit prachtigen, unter schwierigen Umstanden vor Ort in Afrika entstandenen Bildern mit und verfugt uber einen in deutschen Filmen selten gewagten epischen Atem. Naturlich drangt sich 'Jenseits von Afrika' als Referenzpunkt auf, ebenfalls ein Film nach authentischen Begebenheiten uber eine europaische Frau, die ihr Leben in der afrikanischen Wildnis, fern der Heimat, neu ordnen muss (gleiches gilt ubrigens auch fur Hugh Hudsons misslungenen 'Ich traumte von Afrika' mit Kim Basinger). Damit enden die Parallelen jedoch: Wahrend Sydney Pollack seinen zeitlich wahrend des Ersten Weltkriegs angesiedelten Film als mondanes Liebesepos - verheiratete Baroness verliebt sich in Grosswildjager - spielen lasst, beobachtet Caroline Link mit gro?em Einfuhlungsvermogen die Szenen einer Ehe, die eigentlich schon vorbei ist, aber aufgrund globaler politischer Entwicklungen in eine Verlangerung gezwungen wird. Das ist eine emotional komplexe Thematik. Entsprechend viel Zeit nimmt sich die Filmemacherin, ihre nicht auf Anhieb sympathischen (und deshalb umso menschlicheren und spannenderen) Hauptfiguren vorzustellen, vielleicht sogar selbst kennen zu lernen. Der Zugang wird erleichtert, indem Link, wie schon in ihren vorangegangenen Filmen, immer wieder die Perspektive des Kindes wahlt. Es ist ein ebenso unschuldiger wie wertfreier Blickwinkel, der aber gerade in diesem Film angesichts der angespannten Situation zwischen den Eheleuten Jettel und Walter Redlich durchaus auch schwerwiegende Implikationen hat. Nachdem die Judin Jettel und ihre Tochter Deutschland 1938 verlassen und nach Afrika fliehen, wo Walter mehr schlecht als recht eine Existenz aufzubauen versucht, fallt es gerade der kleinen Regina leicht, sich in der neuen Welt zurecht zu finden. Spielerisch lernt sie Sitten und Gebrauche kennen und schliesst Freundschaft mit dem eingeborenen Koch Owuor. Ganz anders Jettel, die Walter Vorwurfe macht und sich gegen Afrika sperrt. Ihren Offnungsprozess verfolgt Caroline Link, uber manche Hohe und noch mehr Tiefen hinweg, bis sie ihr Leben und sich selbst zu akzeptieren und entdecken beginnt. All das gelingt der Filmemacherin, ohne melodramatische Klischees zu bemuhen. Niemand wird hier von hungrigen Lowen, giftigen Schlangen, Amok laufenden Herden, Blut runstigen Eingeborenen oder anderen gangigen Schicksalsschlagen bedroht. Der Feind ist bestenfalls das Leben selbst, das Wege einschlagt, die man nicht kontrollieren kann. Wie man sich dennoch arrangieren kann, erzahlt 'Nirgendwo in Afrika' auf sehr eindringliche und spannende Weise. Jettel wird von Juliane Kohler gespielt, wie der 'Jenseits von Afrika'-Star keine klassische Schonheit, dafur aber mit einer vielschichtigen Intelligenz und faszinierenden Zahigkeit ausgestattet. Ihre Sympathien im Publikum muss sie sich hart erspielen, denn anfangs ist die ewig norgelnde, leicht hysterische Jettel eine hart zu ertragende Nervensage, speziell verglichen mit dem von Merab Ninidze besonnen gespielten Walter (Ninidze wurde von Herbert Knaup sehr gut synchronisiert). Umso verbluffender ist es, wie Kohler das Blatt nahezu unmerklich wendet, bis Jettel schlie?lich an Walters Seite gegen eine eindrucksvoll gefilmte Heuschreckenplage all das verteidigt, was man sich muhselig aufgebaut hat. Unubertroffenes Highlight ist allerdings die Szene, in der Jettel ihre Tochter im Ballkleid erstmals zu einer nachtlichen Stammeszeremonie begleitet. All die Lyrik, Melancholie, Schonheit und angenehme Schwere des beeindruckenden Films wird in diesem Moment auf den Punkt gebracht.

Blickpunkt: Film Kurzinfo

Im Jahr 1938 mussen Jettel und ihre Tochter Regina Deutschland verlassen und vor den Nazis zu Jettels Ehemann Walter fluchten, der versucht, sich in Afrika eine Existenz aufzubauen. Wahrend sich Regina in der neuen Welt muhelos zurechtfindet und Freundschaft mit dem einheimischen Koch Owuor schliesst, stehen Jettel und Walter vor den Trummern ihrer Ehe. Nach dem autobiografischen Roman von Stefanie Zweig wagte sich Caroline Link mit ihrem dritten Film an ihre bislang ambitionierteste Filmarbeit, die unter grossem Aufwand an Originalschauplatzen gedreht wurde. Mit beeindruckenden Kinobildern als prachtige Kulisse beweist Link abermals ihr Gespur fur genaue Figurenzeichnung, glaubwurdige Konflikte und ehrliche Emotionen.









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